Geschäftsführer von Demecan über die Beschaffung von Cannabis für Apotheken

Aktualisiert am
Veröffentlicht am
2.2.2025
Von
Philip Pranoto
Lesezeit:
2
Min.
Mit der Legalisierung ist es in Deutschland leichter geworden, medizinisches Cannabis aus der Apotheke zu erhalten und immer mehr Menschen nutzen das Angebot für sich. Für Demecan, einer Firma mit Sitz in Ebersbach bei Dresden, ist dies ein Segen.
Demecan Logo und Anbaufläche

Gestiegene Nachfrage um 40 bis 70 Prozent

Philipp Goebel, Geschäftsführer von Demecan, sprach vor kurzem gegenüber dem Spiegel darüber, wie er und sein Unternehmen seit der Gesetzesänderung mit der neuen Lage umgehen. Er beschreibt, wie die Nachfrage aus den Apotheken um rund 40 bis 70 Prozent gestiegen sei. Der hohe Bedarf herrscht bereits seit den ersten Monaten der Legalisierung und sorgte zwischenzeitlich sogar für Lieferengpässe. Mittlerweile wächst das Unternehmen auch schneller als gedacht und hat seine Anbaukapazitäten verdoppelt, sodass sie bis zu zwei Tonnen Cannabis pro Jahr produzieren können. Zukünftig sollen bis zu 4,2 Tonnen möglich sein. 

Hinzu kommt, dass die Apotheken sich zur Beschaffung direkt an die Hersteller wenden dürfen, um von ihnen beliefert zu werden. Das vereinfacht das Geschäft und regt das Wachstum weiter an. Vor der Legalisierung durften Hersteller nur an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte liefern, das die Produkte dann an die Apotheken vertrieben hat. Mit steigender Produktion steigt auch die Herausforderung bei der Sicherstellung eines gleichbleibenden Wirkstoffgehalts, die mit strengen Hygienemaßnahmen und konstanten Anbaubedingen gemeistert wird.

“Wer sich ein Rezept erschleicht, macht sich strafbar”

Ob der Weg zum Cannabis über die Apotheke missbraucht wird, kann Goebel nicht sagen. Er fügt allerdings noch hinzu: “Wer sich ein Cannabisrezeprt erschleicht, obwohl gar keine Symptome vorliegen, macht sich strafbar.” Es ist zumindest fraglich, ob Demecan nicht von der Grauzone profitiert, die von so vielen genutzt wird und für einen regelrechten Ansturm auf die Apotheken sorgt. Zahlreiche Plattformen im Internet sind seit der Legalisierung auf den Plan getreten und bieten einen leichten Zugang zu medizinischem Cannabis. Das Ausfüllen des Fragebogens zur Ermittlung der Beschwerden sei dabei problematisch, da das Ergebnis von vornherein fest stehe, so Michael Kambeck vom Bund der Deutschen Cannabis-Patienten e.V. gegenüber dem ZDF.

Wie in Zukunft damit umgegangen werden sollte, ist derzeit offen und wird wahrscheinlich von der nächsten Regierung dann beantwortet werden, wenn diese nach den Wahlen im Februar feststeht. Dabei gibt es Stimmen wie die von Clemens Hoch, SPD-Gesundheitsminister aus Rheinland-Pfalz, der eine Rückkehr zur BtM-Pflicht von Medizinal-Cannabis fordert. So soll es wieder mehr Kontrolle geben bei der Vergabe der Medizin, sodass nur Menschen mit tatsächlichen Beschwerden damit behandelt werden können. Alle anderen müssen dann auf einen Cannabis Social Club oder den Eigenanbau umschwenken, um legal an Cannabis zu kommen.

Letztlich wird der Bedarf an Cannabis in Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geringer werden, wenn man von der Entwicklung der letzten Monate ausgeht. Um die legale Verfügbarkeit sicherzustellen, sollten kurz- bis mittelfristig bessere Bedingungen für Anbauvereine geschaffen werden, damit diese schneller an eine Lizenz kommen und die Menschen versorgen können. Außerdem sollte die zweite Säule das Konsumcannabis Gesetz (KCanG), das sich mit der Etablierung von Modellregionen in denen der Vertrieb in lizenzierten Fachgeschäften vorgesehen ist, vorantreiben.