Cannabis anbauen: Grundlagen für eine ertragreiche Ernte

Aktualisiert am
Veröffentlicht am
18.5.2024
Von
Philip Pranoto
Lesezeit:
10
Min.
Seit der Legalisierung von Cannabis ist auch der private Anbau eigener Pflanzen erlaubt...

Seit der Legalisierung von Cannabis ist auch der private Anbau eigener Pflanzen erlaubt. Für diejenigen, die ihr Gras auf diese Weise beziehen möchten, gibt es einige Dinge zu beachten, damit eine ertragreiche Ernte in der gewünschten Qualität entsteht. Mit diesem Einsteiger-Guide zeigen wir euch die Grundlagen des Cannabis-Anbaus - von Anfang bis Ende. Viel Spaß bei dieser teils herausfordernden, aber doch sehr lohnenden und erfüllenden Tätigkeit!

Vorbereitung und Planung

Schon die Wahl des Anbauorts hat eine Auswirkung auf die Menge und die Potenz des Endprodukts. Wer die komplette Kontrolle über die Wachstumsbedingungen der Pflanze haben möchte, um so auch die maximale Stärke der Blüten zu erreichen, sollte zum Indoor-Anbau greifen. Ist die vollständige Kontrolle über die Bedingungen nicht wichtig, können angehende Botaniker auch den Outdoor-Anbau in Betracht ziehen. Für beide Methoden gelten unterschiedliche Dinge, welche beachtet werden müssen. Folgend ein Überblick dazu.

Indoor-Anbau

Der Indoor-Anbau ermöglicht die vollständige Kontrolle über die Wachstumsbedingungen wie Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Besonders vorteilhaft ist das in Gebieten mit unvorhersehbarem Wetter oder kurzen Wachstumsperioden. Wer also im Norden von Deutschland lebt, sollte diese Methode definitiv in Betracht ziehen. Allerdings spielt bei dieser Art des Cannabis-Anbaus der Preis eine Rolle, die nicht zu unterschätzen ist.

Für den Indoor-Anbau von Cannabis werden verschiedene Einzelteile benötigt:

  • Growbox: Eine Growbox ist nichts anderes als ein Gewächshaus, das die optimalen Bedingungen für das Pflanzenwachstum bietet. Es gibt sie in verschiedenen Größen und Preisklassen. Optimal für die gesetzlich erlaubten Mengen sind Boxen in 80x80x180cm. Preislich günstiger sind da die Optionen für 60x60x160cm. - Ratgeber für Growboxen
  • Beleuchtung: Cannabis-Pflanzen benötigen viel Licht. In der vegetativen Phase etwa 18 Stunden Licht pro Tag und in der Blütephase 12 Stunden. LED-Leuchten bieten sich an, da sie energieeffizient sind und das richtige Lichtspektrum bieten - Ratgeber für Beleuchtung
  • Belüftung: Eine gute Belüftung ist entscheidend, um Schimmelbildung zu verhindern und den CO2-Austausch sowie das eigentliche Wachstum zu fördern. Dazu sollte man versuchen, die Gerüche zu minimieren. Aktivkohlefilter helfen dabei und fördern die allgemeine Luftqualität, indem sie Pollen, Sporen und andere unerwünschte Partikel entfernen - Ratgeber zur Belüftung
  • Dünger: Wichtig ist zunächst den Dünger und dann erst die Erde auszusuchen, je nachdem ob man organisch oder mineralisch anbauen möchte. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile.
  • Erde: Bei organischem Anbau benötigt man Erde, die eine Vielzahl von Mikroorganismen bietet. Für den mineralischen Anbau wird handelsübliche Erde benötigt, z.B. aus dem Supermarkt oder Blumenladen.
  • Töpfe: Hier sollte man beachten, kleine bis mittlere Töpfe zu besitzen, um die Pflanzen in den verschiedenen Wachstumsphasen zu halten.
  • Bewässerung: Um schädliche Staunässe zu verhindern, empfiehlt es sich, auf die einfache Gießkanne zu verzichten und etwas Geld in einen Messbecher, Hand-Drucksprüher und eine Pipette zu investieren - Ratgeber zur Bewässerung
  • Messgeräte: Für eine kontrollierte Umgebung sind Thermo-/Hygrometer, pH-Meter und EC-Meter (beim mineralischen Anbau) unverzichtbar.
  • Hygiene: Puderfreie Nitril-Handschuhe helfen, Sporen und Schädlinge von außen zu bekämpfen. Desinfektionsmittel sind eine zusätzliche Hilfe, die viele Grower unterschätzen.
  • Ernte-Werkzeug: Zum Ende hin benötigt man Dinge wie Erntescheren, Trockennetz und Lagerbehälter.

Outdoor-Anbau

Günstiger kommt man beim Anbau von Cannabis mit der Outdoor-Methode weg, da hier die natürliche Lichtquelle und weitere frei verfügbare Ressourcen genutzt werden können. Qualität und Menge der Ernte werden hier vor allem durch die klimatischen Bedingungen am Standort bestimmt. Theoretisch benötigen die Pflanzen nicht mehr als einen geeigneten Platz mit dem richtigen Boden und ausreichend Licht sowie Wasser, um zu wachsen. Trotzdem gilt auch bei dieser Methode, dass mehr Kontrolle über die Bedingungen auch mehr kosten.

Folgende Dinge gilt es bei Outdoor-Grow von Cannabis zu beachten:

  • Zeitpunkt: Das Wetter spielt eine wichtige Rolle. Generell gilt der Zeitraum von Mitte April bis September als ideal für einen kompletten Durchlauf des Prozesses.
  • Standortwahl: Wähle einen sonnigen Platz mit mindestens sechs Stunden direktem Sonnenlicht pro Tag. 
  • Boden: Dieser sollte gut durchlässig und nährstoffreich sein, mit einer ausgewogenen Mischung aus organischem Material, Sand und Lehm.
  • Wetterbedingungen: Achte auf die klimatischen Gegebenheiten. Cannabis bevorzugt warme Temperaturen zwischen 20-30°C während der Wachstumsperiode im Sommer.
  • Töpfe: Bei Bedarf sollte ein Volumen von 10-20 Liter vorhanden sein, um ausreichend Platz zu bieten. Staunässe gilt es unbedingt zu verhindern.
  • Bewässerung: Eine Gießkanne oder Gartenschlauch reichen vollkommen aus.
  • Schutz und Pflege: Schädlinge und Unkraut können mit entsprechenden Hilfsmitteln verhindert und bei Bedarf bekämpft werden.
  • Wind und Witterung: Gegen extreme Wetterbedingungen, wie Sturm oder Frost, helfen Abdeckungen. Außerdem empfiehlt es sich, Windschutzbarrieren wie Hecken oder Zäune zu nutzen.
  • Ernte-Werkzeug: Zum Ende hin benötigt man auch hier wieder Dinge wie Erntescheren, Trockennetz und Lagerbehälter (siehe Indoor-Anbau).
  • Weitere Werkzeuge: Grundlegende Werkzeuge wie Handschuhe, Scheren und Spaten sollten vorhanden sein. Wer die Wachstumsbedingungen besonders im Auge behalten möchte, kann beispielsweise noch ein pH-Messgerät für den Boden heranziehen.

Passende Samen auswählen

Kommen wir nun zum wahrscheinlich wichtigsten Teil beim Cannabis-Anbau, der Auswahl der Sorte. Welche Samen sollten Anfänger nutzen? Die schiere Menge an möglichen Sorten kann einem schon mal erschlagen, weshalb man sich zu Beginn auf eine resistente Genetik und günstigen Preis fokussieren sollte. So kann man kostengünstig üben und sich gleichzeitig auch mal Fehler erlauben. Feminisierte Samen garantieren weibliche Pflanzen und verhindern, dass männliche Samen Platz und Zeit verschwenden.

In diesem Zusammenhang bieten sich auch sogenannte Autoflowering-Samen an, die vor allem beim Outdoor-Anbau zum Einsatz kommt. Dabei handelt es sich um genetisch behandelte Samen, die in den meisten Fällen eine Pflanze mit Blüten produziert, ohne große Zuwendung von außen. Im Indoor-Bereich ist von Auto-Samen abzuraten, da sie genetisch so vorprogrammiert sind, dass sie zeitlich feste Phasen durchlaufen. Entsprechend darf man sich bei der richtigen Belichtung und sonstiger Pflege keine Fehler erlauben.

Auch spielt die Größe der Pflanze bei der Auswahl der Samen eine Rolle. Indica-Sorten bleiben mit einer Höhe von 1-2 Meter relativ klein, während Sativa-Sorten zwischen 3-4 Meter groß werden können. 

Zusätzlich gilt es, die Dauer der Blütezeit zu berücksichtigen. Indica benötigt etwa 6-9 Wochen und Sativa benötigt etwa 9-12 Wochen.

Anfänger finden in unserem Ratgeber für Cannabissamen Abhilfe, sodass sie beim ersten Mal von der schieren Menge an Angeboten auf dem Markt nicht erschlagen werden.

Keimung

Nachdem die Wahl der Samen getroffen wurde, geht es zur Keimung über. Bei diesem Prozess werden zu Beginn die Sämlinge erzeugt, aus denen später die Pflanzen heranwachsen. Die beste Art dafür ist eine Keimung in der Anzuchterde, da man so zuverlässig einen Erfolg vorweisen kann, solange man die Erde nur feucht und warm genug hält. Idealerweise keimt der Samen nach 24-48 Stunden, trotzdem kann es auch mal bis zu sieben Tage dauern.

Desweiteren sollten folgende Punkte bei der Keimung von Cannabissamen beachtet werden:

  • Anzuchterde: Anfangs braucht der Samen so gut wie keine Nährstoffe. Daher sollte möglichst nährstoffarme Anzuchterde genutzt werden.
  • Kleinen Behältern nutzen: Es liegt in der Natur der Sache, dass am Anfang kleine Behältnisse genutzt werden (max. 0,25 Liter).So verhindert man die Bildung von Pilzen und Schimmel.
  • Sauberkeit: Vor dem Einpflanzen des Samens in die Erde sollten alle Werkzeuge desinfiziert werden. Hier bieten sich auch die zuvor erwähnten Nitrilhandschuhe an.
  • Dunkelheit: Samen etwa 1,5-2cm tief einsetzen ,vergraben und im Dunkeln aufbewahren.
  • Temperatur & Luftfeuchtigkeit: Es sollte versucht werden, 20 bis 26°C und 50 bis 70% Luftfeuchtigkeit im Raum zu haben.
  • Wasserversorgung: Hand-Pumpsprüher oder eine Pipette benutzen und 1-2x täglich nachwässern.

Wachstumsphase

Ist der Samen gekeimt, beginnt die nächsten Phasen im Wachstum der Cannabispflanze. Zuerst kommt die vegetative Phase, gefolgt von der Blütephase und beide bringen ihre eigenen Herausforderungen für den Eigenanbau mit. Während Outdoor-Grower sich “nur” darum kümmern müssen, dass die Pflanzen ausreichend Platz, Wasser und Schutz vor Witterung haben, gibt es für Indoor-Grower weitere Dinge zu beachten.

Vegetative Phase

In dieser Phase entwickeln die Pflanzen ihre Struktur und Blätter, aber noch keine Blüten. Umso wichtiger ist es, die idealen Bedingungen für die Kleinen zu bieten, damit sie schnell heranwachsen können. Hier geht es darum, dass die Pflanze eine starke Struktur entwickelt, um die Blüten später auch tragen zu können. Je nach Sorte kann diese Phase 3-16 Wochen dauern.

Drei Faktoren die das Wachstum der Cannabispflanze beeinflussen sind:

  • Lichtzyklus: Viel Licht wird benötigt. 18 Stunden am Tag sind ideal. Indoor-Grower sollten täglich die Entfernung des Lichts zur Pflanze überprüfen, um mögliche Verbrennungen zu vermeiden.
  • Temperatur und Luftfeuchtigkeit: 20-30°C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 40-70% sind optimal.
  • Nährstoffe und Bewässerung: Ob beim organsichen, oder mineralischem Anbau, nutze das richtige Düngemittel und gieße regelmäßig. Alles jedoch so in Maßen, dass die Erde zwischendurch austrocknen kann, um Wurzelfäule zu vermeiden.

Blütephase

Auf die vegetative Phase folgt beim Cannabisanbau die Blütephase. Je nach Sorte kann die Dauer hier wieder variieren. In der Regel dauert sie zwischen 7 und 16 Wochen. Indoor-Grower haben hier wieder ein paar Dinge zu beachten, um die optimale Bildung der Cannabisblüten zu garantieren.

  • Lichtzyklus:Um die natürlichen Herbstbedingungen zu simulieren, sollte die Dauer der Lichteinstrahlung auf 12 Stunden reduziert werden
  • Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Es sollte etwas kühler sein, zwischen 18-26°C. Auch bei der Luftfeuchtigkeit sollte man runtergehen.
  • Nährstoffe und Bewässerung: In dieser Phase benötigen die Pflanzen zur Bildung der Blüten besonders viel Energie. Regelmäßiges Düngen und Gießen sollte gewährleistet sein. Trotzdem gilt weiterhin, alles in Maßen. Die Pflanzen sollten nicht ertrinken.

Ernte und Nachbearbeitung

Der optimale Erntezeitpunkt ist erreicht, wenn die Trichome - das sind die harzigen Drüsen auf den Blüten - milchig-weiß sind und einige eine bernsteinfarbene Tönung annehmen. Dies zeigt an, dass die Cannabinoide ihren Höhepunkt erreicht haben. Während des gesamten Anbaus von Cannabis sollte auf die Hygiene geachtet werden, aber umso ist dies der Fall bei der Ernte. Daher sollten immer Handschuhe getragen werden, um jegliche Kontaminationen zu vermeiden. 

  • Ernte: Mit einer scharfen Schere werden die Zweige der Pflanze abgeschnitten
  • Trocknen: Hänge die Pflanzen kopfüber an einem dunklen, gut belüfteten Ort auf. Die ideale Trocknungszeit beträgt 10-14 Tage. Die Stängel sollten brechen, anstatt sich zu biegen, was auf die richtige Trockenheit deutet.
  • Trimmen: Zunächst sollten die großen Blätter entfernt werden und anschließend kleinere. Wie genau man es tut, ist jedem selbst überlassen.
  • Aushärten: Lagere die getrockneten Blüten in Gläsern an einem kühlen, dunklen Ort. Öffne die Gläser täglich, um die Feuchtigkeit zu kontrollieren und auszutauschen. Dieser Prozess sollte 3-4 Wochen dauern, um das Aroma und die Potenz zu maximieren.

Nach dem Aushärten ist es geschafft und die Blüte kann in der bevorzugten Weise genutzt werden.

Weitere Tipps und Tricks

Um am Ende den meisten Ertrag zu schaffen, hilft es, ein paar Tugenden zu befolgen:

  • Kontinuität und Dokumentation: Führe ein Wachstumstagebuch, um deine Fortschritte und Erfahrungen zu dokumentieren. Notiere wichtige Daten wie Keimung, Phasenwechsel und Erntezeitpunkte. So lernt man Fehler und optimiert zukünftige Ernten.
  • Schädlingsprävention: Schädlingsbefall kann verheerend sein. Überprüfe deine Pflanzen regelmäßig auf Anzeichen von Schädlingen und Krankheiten. Verwende bei Bedarf natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel und halte den Anbauraum sauber
  • Geduld und Sorgfalt: Der Anbau von Cannabis erfordert Geduld und Aufmerksamkeit. Bei Herausforderungen sollte man immer einen kühlen Kopf behalten - das wird belohnt.

Fazit

Obwohl es nicht so leicht ist, wie manch einer es sich vorstellen mag, kann der Anbau von Cannabis eine lohnende Erfahrung sein. Mit einer guten Planung und Sorgfalt erfordert. Dieser Leitfaden soll dir dabei helfen, das zu schaffen und versorgt dich mit Informationen zu den grundlegenden Schritten, um erfolgreich deine eigenen Pflanzen anzubauen, zu ernten und zu genießen. Viel Erfolg und auf eine ertragreiche Ernte! Wer einen detaillierten Guide in Papierform haben möchte, sollte hier nachschauen.

Quellen