Die aktuelle Lage der Anbauvereine im November
Seit Juli können Anbauvereine, die sog. Cannabis Social Clubs, in Deutschland laut Gesetz eine Lizenz für den Betrieb und die Vergabe an eigene Mitglieder beantragen. Bisher verlief die Vergabe der Genehmigungen eher schleppend, was mit verschiedenen Gründen zusammenhängt. Mittlerweile gibt es mehr Bewegung in der Sache, obwohl es noch nicht überall glatt läuft. Dennoch gibt es auch frohe Botschaften zu vermelden. Die aktuellsten Meldungen haben wir in diesem Beitrag für euch zusammengefasst. Wer unsere ursprüngliche Meldung zu diesem Thema lesen möchte, findet diese hier zum Nachlesen.
Erster Club verteilt Ernte an Mitglieder
Als die meisten Bundesländer im Juli noch damit beschäftigt waren, die Zuständigkeiten für die Bearbeitung der Lizenzanträge der Anbauvereine und die Gewährleistung aller gesetzlichen Bestimmungen, preschte Niedersachsen als erstes Land nach vorn und genehmigte den Club aus Ganderkesee. Wir berichteten. Nun hatte der Club Mitte Oktober seine erste Ernte und konnte diese nun an seine Mitglieder verteilen.
Die Erzeugnis aus knapp 200 Pflanzen kann nun abgeholt werden und dazu sind laut Sprecherin des Clubs alle Mitglieder eingeladen. Zur ersten Vergabe meldeten sich 60 Personen an und zunächst konnte jeder eine Menge von maximal 25 Gramm mitnehmen. “Es ist der besondere Moment, auf den wir gewartet haben”, so die Sprecherin, denn jedes verteilte Gramm ist eines weniger, das auf dem Schwarzmarkt gehandelt wird.
Thüringen: Die ersten Anbauvereine gehen an den Start
Nach monatelangen Genehmigungsverfahren konnten vor Kurzem die ersten zwei Cannabis Social Clubs in Thüringen mit dem Anbau beginnen. Die Vereine aus Erfurt und Hildburghausen erhielten nun ihre Anbaulizenzen und können somit nun offiziell damit beginnen, für ihre Mitglieder anzubauen. Der Erfurter Verein hat laut eigenen Angaben seit Jahresbeginn eine Lagerhalle zu einer professionellen Anbauanlage umgebaut und dafür knapp eine Viertel Million Euro investiert. Mit der ersten Ernte und Vergabe an die eigenen 500 Mitglieder rechnet man Ende Januar bzw. Anfang Februar. Der Club aus Hildburghausen mit seinen 200 Mitgliedern möchte nun ebenfalls mit dem Anbau schnellstmöglich beginnen.
Baden-Württemberg: Erste Lizenzen noch im Herbst
Im Süden dauern hingegen die Genehmigungen für die Vereine noch an. Aus der zuständigen Behörde in BW, dem Regierungspräsidium, heißt es, dass seit Juli 61 Anträge vorliegen, während davon derzeit 22 Anträge “intensiver” bearbeitet werden. Zum aktuellen Zeitpunkt wurde jedoch noch keine Lizenz vergeben, da die Anträge meist noch an den komplexen gesetzlichen Vorlagen hängen bleiben. Dadurch gäbe es für die Clubs deutlichen Nachbesserungsbedarf, der erstmal erbracht werden muss.
Deutlich wird das am Beispiel des Vereins PureLeaf CSC Konstanz. Dieser ist mit seinem Antrag bereits weiter fortgeschritten und hatte bereits im September eine Bestätigung für alle erforderlichen Dokumente von der Behörde erhalten. Als man dann auf die finale Genehmigung wartete, kam eine Mail von der Kriminalpolizei, welche über das Sicherheitskonzept sprechen wollte. Nach dem Termin habe der Verein eine Liste von noch erforderlichen Maßnahmen erhalten, die in Summe knapp 50.000 € kosten. Für eine nicht kommerzielle Vereinigung sicherlich eine bittere Pille, die erstmal geschluckt werden muss.
Verein scheitert an der Finanzierung
Ebenfalls mit Kosten zu kämpfen hatte der CSC Genusshanf Falkensee aus dem Havelland, Brandenburg. Der Verein sollte als erster aus seiner Region an den Start gehen, doch nun ist das Projekt endgültig gescheitert. Dafür sind wirtschaftliche Gründe verantwortlich, laut dem Vereinsvorstand. Um eine Lizenz zu erhalten, müssen Clubs eine Immobilie vorweisen, die als Anbaufläche dienen soll. Diese zu erwerben und ordnungsgemäß umzubauen, hätte man laut Verein 110.000 Euro investieren müssen, was für den kleinen Verein, der seine Mitgliederlimit erst von 40 auf 150 angehoben hatte, nicht zu schaffen sei.
Letztlich hätten die laut eigener Rechnung über Jahre hinweg 11 € pro Gramm bezahlen müssen, um die Anfangsinvestition wieder einzufahren. Bei der Menge an günstigeren Alternativen, die beispielsweise auch durch Cannabis aus der Apotheke angeboten werden, wäre es daher fraglich, ob die eigenen Mitglieder das auf Dauer mitgemacht hätten. Schließlich entschied man sich, das Projekt aufzugeben und es bleibt abzuwarten, was sich in der Region zukünftig ergeben wird.