Nun möglich: Cannabis studieren in Deutschland
Der Anbau von Cannabis kann so unkompliziert gestaltet werden, dass man die Samen einfach in die Erde haut und das ganze dann nur noch in die Sonne stellt und gießt. Etwas aufwändiger, aber dennoch recht einfach ist der Indoor-Grow, bei dem auch Anfänger schnell gute Ergebnisse erzielen können.
Der erste Cannabis Studiengang in Deutschland
Wer bisher jedoch sein Wissen über Cannabis und deren Kultivierung vertiefen wollte, stellte schnell fest, dass dies nur über ein selbständiges Studium ging. Um professionell tätig zu werden, beispielsweise als Hersteller von medizinischen Hanf, könnte aber eine wissenschaftliche Ausbildung vorteilhaft sein. Ab dem 1. Oktober 2024, also dem Beginn des Wintersemesters, wird dies in Deutschland nun zum ersten Mal möglich sein. Die Fachhochschule Erfurt bietet Studierenden die Möglichkeit, sich im Bachelor "Gärtnerischer Pflanzenanbau” einzuschreiben und ab Herbst die Herstellung von Cannabis professionell zu lernen.
Der Studiengang ist auch für jene interessant, die aktivistisch tätig sein möchten, um mehr über das Thema zu lernen und die Interessen der Community zukünftig in der Gesellschaft besser vertreten zu können. Je nach Zielsetzung sollte man sich noch überlegen, relevante Nebenkurse an der Hochschule zu belegen, da der Studienplan sehr auf die Cannabispflanze selbst und naturwissenschaftliche bzw. botanische Fächer fokussiert ist. Daneben sind wirtschaftliche Fächer noch am zweithäufigsten vertreten.
Aufbau des Studiums
Größtenteils setzt sich das Studium aus Fächern zusammen, die sich der allgemeinen Züchtung von Pflanzen widmet, wie Allgemeiner Pflanzenbau (1 & 2), Botanik (1 & 2) oder Pflanzenernährung und Pflanzenschutz (1 & 2). Das Studium soll sehr Praxisnah abgehalten werden und eine Cannabispflanze als Studienobjekt wird in diesen Modulen spezifisch als Option angeboten. Weiter ist das 4. Semester als Praxisphase gedacht, in dem eine komplette Anbauphase durchgeführt werden soll.
Weitere Module setzen sich kaufmännischen Themen zusammen wie Grundlagen der Ökonomie, Agrarmarketing oder Agrarhandel und Personalmanagement. Abschließend wird eine Bachelorarbeit verfasst.
Den vollständigen Studienplan der FH Erfurt gibt es hier.
Was sagt die Hochschule dazu?
In der offiziellen Pressemittelung der FH Erfurt heißt es, dass das Interesse der Studierenden der Fachrichtung Gartenbau an der Pflanze bereits seit Jahren wächst. Das Ziel sei es nun, den Mangel an wissenschaftlicher Ausbildung und Forschung von Cannabis zu bekämpfen. Die Hochschule beschäftigt sich bereits mit der Intensivproduktion von Nutz- und Zierpflanzen unter professionellen Bedingungen, was sie von Hobby-Gärtnern unterscheidet, so Prof. Dr. Wim Schwerdtner, Studiengangsleiter der Fachrichtung Gartenbau.
→Anmeldeseite des Studiengangs
→Pressemitteilung der FH Erfurt
Um die Werbetrommel für den Studiengang in Gang zu setzen, hatte die Hochschule eine Präsenz auf der Mary Jane Messe in Berlin. Auch wir konnten den Stand der Hochschule wahrnehmen, doch leider blieb die Gelegenheit auf ein Gespräch mit den Verantwortlichen aufgrund der chaotischen Messetage aus. Wir hoffen, dies bei Gelegenheit nachholen zu können.
Eine Chance für die Zukunft von Cannabis
Das sich nun ein eigenständiger Studiengang gebildet hat, der staatlich anerkannt ist und sich mit der Cannabispflanze beschäftigt, zeigt, dass das Interesse an qualitativ hochwertigem Cannabis “Made in Germany” groß ist. Drei Wörter, welche in der Welt immer noch Gewicht haben und für die Branche hierzulande in Sachen Exporte die Türen zum weltweiten Markt öffnen können.
Auch muss die Forschung vorangetrieben werden, damit die medizinischen Eigenschaften von Cannabis besser verstanden und genutzt werden können. Die Behandlung von physischen und psychischen Beschwerden könnte davon profitieren.
Mit der Teillegalisierung geht auch einher, dass die Interessen der Cannabis-Community in den öffentlichen Diskurs geraten. In solchen Fällen gilt es dann, diese möglichst fundiert vertreten zu können, ohne dabei einen Nachteil für die große Allgemeinheit entstehen zu lassen. Dafür tut die Hochschule nun einen ersten großen Schritt und es bleibt abzuwarten, was sich in Zukunft noch an wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Initiativen rund um Hanf in Deutschland ergeben werden.