Studie zeigt Konsum in Deutschland bleibt stabil

Stabile Entwicklung der Konsumzahlen seit der Teillegalisierung
Entgegen der Befürchtungen der Gegner des Cannabisgesetzes (KCanG), zeigen neueste Daten, dass der Konsum hierzulande größtenteils gleich geblieben ist. Grundlage dafür sind die aktuellen Auswertungen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA), der zwischen August und Dezember 2024 durchgeführt wurde. Der Zeitpunkt ist besonders spannend, denn die Befragung fand nur wenige Monate nach der Legalisierung statt – also genau in einer Phase, in der viele erwarteten, dass der Konsum sofort in die Höhe schießen könnte. Genau das ist aber nicht passiert. Zwar setzt sich der langfristige Trend eines moderaten Anstiegs fort, der bereits seit 2012 zu beobachten ist, doch die Legalisierung selbst hat daran kaum etwas verändert. 9,8 Prozent der Befragten gaben für 2024 an, im letzten Jahr Cannabis konsumiert zu haben – ein Anstieg gegenüber den Vorjahren, aber im Kontext eines jahrelangen Wachstums, laut den Forschenden kein statistisch signifikanter Anstieg.
Suchtforscher Benedikt Fischer ordnet die Zahlen ein und erinnert daran, dass die Daten unmittelbar nach der Gesetzesänderung erhoben wurden. Was die Legalisierung langfristig für die Konsummuster bedeutet, lasse sich deshalb noch nicht seriös ableiten. Klar ist aber: Von einem plötzlichen und unkontrollierten Konsumanstieg kann keine Rede sein. Die Beobachtungen aus der Studie reihen sich argumentativ in die gleiche Schiene ein wie auch die erste Evaluation der Bundesregierung zur Legalisierung, die im September veröffentlicht wurde. Darin wurden unter anderem Daten aus der deutschen Gesundheitsversorgung ausgewertet und kein sprunghafter Anstieg von Beschwerden durch Cannabiskonsum festgestellt.
Eine Erkenntnis der ESA-Studie lässt dennoch einen Grund zur Sorge aufkommen. Unter den Befragten, welche in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert haben, griffen die meisten zum Joint und das häufig in Kombination mit Tabak. Das ist laut Fischer nicht nur die ungesündeste Variante, sondern erhöht zusätzlich das Abhängigkeitspotenzial durch das beigemischte Nikotin. Alternative Konsumformen wie Vaporizer genießen in Deutschland noch immer ein Nischendasein – nicht zuletzt, weil die Tabakkontrollpolitik seit Jahren hinterherhinkt. Häufig auch, weil viele zuerst den Preis für einen Vape sehen und nicht seine Vorteile, für Gesundheit und auf Dauer auch für den Geldbeutel. Steigt der Cannabiskonsum in Deutschland wie in den vergangenen Jahren kontinuierlich an, wird auch die Anzahl von Gesundheitsbeschwerden durch den ebenfalls gestiegenen Tabakkonsum ansteigen. Um dem vorzubeugen sollten nicht nur alternative Konsumformen bekannter gemacht werden, sondern auch unterschiedliche Möglichkeiten, um den Tabak im Joint zu ersetzen.
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Freizeitkonsum bleibt häufigster Grund
Was die Motive für den Konsum angeht, bleibt Cannabis für die Befragten vor allem ein Genussmittel: Die häufigsten Gründe für den Konsum sind Spaß haben, High werden und Entspannung. Stressabbau spielt ebenfalls eine große Rolle. Gleichzeitig lässt sich aus den Daten nicht genau herauslesen, wie viele Menschen Cannabis aus medizinischen Gründen nutzen. Die Forschenden schätzen aber, dass rund 30 Prozent der Konsumierenden zumindest teilweise medizinisch konsumieren – oft täglich, zum Beispiel bei chronischen Schmerzen.
Eine deutliche Veränderung hat es hingegen beim Anbau gegeben. Rund ein Fünftel der Konsumierenden baut inzwischen selbst an – ein bemerkenswerter Sprung im Vergleich zu den Jahren vor der Legalisierung. Und noch etwas zeigt die Erhebung sehr klar: Cannabis Social Clubs, die mit dem neuen Gesetz erstmals offiziell erlaubt wurden, erfreuen sich großer Beliebtheit. Etwa ein Viertel der Befragten, die konsumieren, ist mittlerweile Mitglied in einem solchen Club. Die nicht-kommerziellen Vereine bauen Cannabis gemeinschaftlich an und geben es im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben ausschließlich an ihre Mitglieder ab. Auch hier bestätigen die Erkenntnisse der ESA-Studie die Beobachtungen aus der ersten Evaluation der Bundesregierung zur Teillegalisierung.
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Unterm Strich lässt sich sagen: Der Konsum von Cannabis in Deutschland ist bislang weder explodiert noch eingebrochen. Stattdessen stabilisieren sich Strukturen, alternative Bezugsquellen wachsen, und die Konsummotive bleiben weitgehend dieselben. Um die weiteren Entwicklungen zu erkennen, sind in den nächsten Jahren weitere Studien nötig. Bisherige Erkenntnisse lassen aber erkennen, dass das Cannabisgesetz bisher zu keiner größeren negativen Entwicklung geführt hat und das Raum für weitere Lockerungen gibt, die von Befürwortern des Gesetzes immer wieder fordern. Wie zum Beispiel die Etablierung eines legalen Marktes für den Freizeitkonsum hierzulande. Realistisch gesehen, kann das aber noch mehrere Jahre dauern, bis die Gesetzgebung in Deutschland so weit ist.





